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Was tun Blutegel
mit uns?
Zunächst einmal:
der Biß eines Blutegels ist nicht schmerzhaft. Verständlich, denn
Egel haben in der freien Natur kein Interesse daran, überhaupt bemerkt
zu werden. Ob zur Schmerzlinderung ein Anästhetikum im Speichel
enthalten ist, ist umstritten. Die Bisse werden wie "Brennesselstiche",
"Mückenstiche", "ein leichtes Ziehen" oder "Einstiche von
Injektionsnadeln" oder sogar als völlig schmerzfrei beschrieben. Ein im
folgenden Verlauf mögliches, leichtes Jucken - ähnlich wie bei einem
Mückenstich - geht auf histaminähnliche Substanzen zurück. Der Biß ist
auch durch die Biß"technik"wenig schmerzhaft: 3 sternförmig angeordnete
Sägeleisten mit jeweils ca. 80 Kalkzähnchen raspeln sich vorsichtig
durch die Haut, um zum Ziel der Wünsche - dem Blut - zu gelangen.
Zwischen den Kalkzähnchen sind Öffnungen, durch die die SALIVA, der
Blutegelspeichel abgegeben wird. |
Mundsaugnapf Zahnleiste
INDIKATIONEN und
Wirkungsweise
Entzündung nach Schnittwunde am Finger
Krampfaderbehandlung
Blutegelbehandlung bei Leberzirrhose
Die zunächst überraschend
erscheinende Heilwirkung ist ein "kluger" Schachzug der Egel, denn damit
fördern sie ihre wertvolle Ressource, die Säugetiere - das ist natürlich
besser, als sie zu schädigen. Überspitzt ökologisch formuliert: ein schönes
Beispiel für eine gelungene "nachhaltige Nutzung", für ein ausgewogenes Geben
und Nehmen. Wissenschaft und Pharmaindustrie haben seit langem erkannt, was die
Evolution für einen komplexen und wunderbaren Wirkstoffcocktail mit dem
Blutegelspeichel hervorgebracht hat, der in geradezu "genialer" Weise in die
komplizierte Gerinnungskaskade des Blutes eingreift. Und da Blut in irgendeiner
Weise mit allen Erkrankungen zusammenhängt, haben Blutegel durch den Aderlaß und
ihre Wirkstoffe einen breiten Indikationsbereich.
INDIKATIONEN
Blutegel werden eingesetzt in der plastischen und rekonstruktiven Chirurgie
sowie bei:
Rheuma
Herpes Zoster (Gürtelrose)
Varikosis
Tinnitus
Thrombosen
Furunkel und Karbunkel
Nebenhöhlenentzündungen
Mandelabszeß
Adnexitis, Parametritis
Brustdrüsenentzündung
Gallenblasenentzündung
Hodenentzündung
Phlebitis
Depressionen
Hypertonie
Hyperthyreose
Apoplexie
Angina pectoris
Thrombophlebitis
Wirksubstanzen
Die SALIVA
enthält folgende bisher identifizierte Substanzen:
HIRUDIN (der Name ist abgeleitet von Hirudo medicinalis=medizinischer
Blutegel):
sorgt für die Hemmung der Blutgerinnung. Bei dem ca. 30 minütigen
Saugakt ist es natürlich notwendig, die Wunde offen und das Blut
fließfähig zu halten.
CALIN. hemmt ebenfalls die Blutgerinnung. Calin bewirkt nun im Anschluß
an das "schnelle" Hirudin die ca. 12 h dauernde Reinigung der Wunde
durch Nachbluten. Es kommt zu dem bekannten, sanften Aderlaß.
Währenddessen tritt der"Ausbreitungsfaktor", in Aktion: der Weg für die
wirksamen (und heilsamen) Substanzen wird vorbereitet. Eine
wahrscheinlich histaminähnliche Substanz (vielleicht ist es auch
Acetylcholin) wirkt gefäßerweiternd: das Blut strömt zu der "gebissenen"
Stelle.
EGLINE, BDELLIN, APYRASE, KOLLAGENASE wirken mit unterschiedlichen
Mechanismen bei der Gerinnungshemmung mit: Darüber hinaus haben einige
dieser Substanzen entzündungshemmende und weitergehende Eigenschaften.
Darüber hinaus gibt es noch DESTABILASE, PIYAVIT und andere Substanzen,
die die natürliche Wirkstoffkomposition abrunden. |
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