Herbstdepressionen und Winderdepressionen
verstehen
Morgens wird es erst um 8 Uhr hell
und von hell kann man eigentlich gar nicht
sprechen. Nebel hängt zwischen den
Häuserzeilen und Bäumen. Man hat den
Eindruck, von oben drücke eine schwere Last
auf unsere Schultern und man bekomme
irgendwie keine Luft. Es ist Herbst - die
Zeit, in der viele Menschen in Trübsal
verfallen.
Herbst-Winterdepressionen - eine Krankheit?
Von
Winterdepression oder saisonal abhängiger
Depression (SAD) spricht man erst seit 1987.
Sie ist eine von vielen unterschiedlichen
Depressionsstörungen, die immer mehr im
Steigen begriffen ist. Sie beginnt
regelmäßig im Herbst und verschwindet
spontan im Frühling, wenn die Tage wieder
länger werden. Bereits jeder vierte
Bundesbürger klagt über die Beschwerden der
Winterdepression wie z. B: eine gedrückte
Stimmung, Antriebslosigkeit, vermehrtes
Schlafbedürfnis, vermehrtes Verlangen nach
Süßem und Kohlehydraten verbunden mit
Gewichtszunahme.
Im Gegensatz
dazu gehen andere Depressionsformen mit
einem Appetitverlust, Gewichtsabnahme und
Schlaflosigkeit einher. Frauen leiden
viermal häufiger als Männer an einer
Herbst/Winterdepression. Bei den meisten
Betroffenen machen sich die Symptome in den
Zwanzigern zum ersten Mal bemerkbar. Mit
zunehmendem Lebensalter werden sie stärker.
Zwei
Faktoren bringt man mit der Entstehung der
Herbst/Winterdepression in Verbindung:
1. Im Winter,
der lichtarmen Jahreszeit wird zu wenig
Serotonin ausgeschüttet, was die Depression
fördert.
2. Es wird vermutet, dass die SAD auf unsere
Entwicklungsgeschichte zurückzuführen ist.
Der
amerikanische Psychiater Dr. Peter Whybrow
erklärt: "SAD ist nichts anderes als die
Vorbereitung des Körpers auf den
Winterschlaf: Nur dass der Winterschlaf beim
Menschen eben nie eintritt. Ausgelöst wird
der Vorgang durch die kürzeren
Tageslichtperioden und die fallenden
Temperaturen im Herbst".
Für den Befehl
"Winterschlaf vorbereiten" ist unsere
Zirbeldrüse verantwortlich. Die Zirbeldrüse
ist nur fingernagelgroß, sitzt in unserem
Gehirn und ist äußerst lichtempfindlich.
Wenn im Herbst und Winter zu wenig Licht auf
die Netzhaut fällt, so produziert die
Zirbeldrüse mehr von dem Hormon Melatonin.
Melatonin ist für unseren Schlafrhythmus
mitverantwortlich, lähmt den Antrieb und
wirkt einschläfernd.
Auch wenn wir
das Tageslicht nicht steuern können, heißt
dies natürlich keinesfalls, dass jeder, der
unter einer Herbst/Winterdepression leidet,
dieser jedes Jahr hilflos ausgeliefert ist.
Was Sie tun können,
um eine Herbst-Winter-Depression zu
überwinden oder zu mildern
1. Bewegen
Sie sich tagsüber viel im Freien -
mindestens eine halbe Stunde täglich und
auch bei schlechtem Wetter. Durch
regelmäßige und tägliche Bewegung im Freien
bringen Sie Ihre Psyche und Ihren
Stoffwechsel auf Trab. Durch regelmäßige
Bewegung wird der Serotonin-Spiegel im
Gehirn erhöht und das führt zu einer
Stimmungsaufhellung. Ich weiß, dass dies
bedeutet, man muß seinen eigenen
Schweinehund überwinden. Doch es lohnt sich,
nach dem Spaziergang fühlen Sie sich besser.
Sie können sich ja mit einer Belohnung
locken, wenn Sie sich zum Spaziergang
aufgerafft haben. Noch besser ist es
natürlich, einige Tage im Schnee oder in der
Sonne am Meer zu verbringen.
2. Achten
Sie auf Ihre Ernährung. Sie sollten nicht zu
viel essen, denn sonst reut es Sie im
Frühjahr. Besonders gut sind kalorienarme
Kost, viel frisches Obst und Gemüse. Doch
Sie dürfen sich durchaus auch ein Stückchen
Schokolade oder Kuchen gönnen, denn
Süßigkeiten enthalten Stoffe, die im Körper
zu Serotonin umgebaut werden - was die
Stimmung erhöht.
3. Umgeben
Sie sich mit belebenden Farben, die das
Sonnenlicht nachahmen wie Orange-, Gelb- und
Rottöne. Bunte Kissenbezüge, eine rote
Tischdecke oder ein Bild mit fröhlichen
Farben wirkt schon Wunder. Ein Blumenstrauß
oder ein buntes Kleid/Hemd helfen auch die
Stimmung zu verbessern. Das sind
Streicheleinheiten für die Seele.
4. Nutzen
Sie die Wirksamkeit der Düfte. Bergamotte-
und Jasminöl in der Aromalampe hellen die
Stimmung auf. Diese Düfte rufen in Ihrem
Gehirn Erinnerungen und Bilder an den Sommer
hervor.
5. Legen
Sie sich eine flotte Musik auf und bewegen
Sie sich ein wenig im Rhythmus der Musik.
Besser natürlich wäre es noch, Sie würden
darauf tanzen. Wenn Sie gerne singen, suchen
Sie sich Musik zum Mitsingen. Jede Bewegung
ist depressionsmindernd.
6. Wer sehr
stark unter der Winterdepression leidet,
kann auch bei einem darauf spezialisierten
Arzt oder in der Ambulanz einer Klinik eine
Lichttherapie mit
Tageslicht-vollspektrumlampen mit einer
Intensität von 2500 Lux machen. Zum
Vergleich: In einem normal beleuchteten
Zimmer schwankt die Lichtstärke zwischen 100
und 200 Lux. Die Betroffenen müssen sich
hierbei täglich möglichst früh am morgen für
mindestens eine Stunde vor diese spezielle
Lampe setzen. Sie können dabei lesen oder
frühstücken. Ab und zu müssen sie in die
Lampe schauen. Bei 60 bis 70 Prozent der
Betroffenen reicht eine Woche Lichttherapie,
um den ganzen Winter ohne "Wintertrübsal" zu
verbringen.
7. Sorgen
Sie für positive Gedanken. Wie in jeder
Situation spielen auch bei der
Winterdepression Ihre Einstellungen eine
wichtige Rolle. Wenn Sie sich einreden, dass
jetzt die dunkle, schwere Jahreszeit kommt
oder dass Sie Ihren Gefühlen wehrlos
ausgeliefert sind, dann wird alles nur noch
schlimmer.
Sie sehen: Sie
haben viele Möglichkeiten, Ihre Stimmung
positiv zu beeinflussen. Sollten Sie dennoch
keine Besserung verspüren, sollten Sie ein
Gespräch bei einem
Psychotherapeuten vereinbaren.
Möglicherweise verbergen sich hinter Ihrem
Stimmungstief andere Ursachen als die
lichtarme Jahreszeit.