Die Wirkungsweise der
Akupunktur:
Ein stechender Schmerz im Lendenbereich - "Hexenschuss". Wer kennt ihn
nicht? Und nun schaffen ein paar Nadeln in der Hand das, was selbst
Cortison-Injektionen nicht vermochten: Die Beschwerden verschwinden in
wenigen Minuten. Wie ist das möglich?
Früher nahm man an, die Akupunktur wirke ähnlich wie eine Massage - sie
lindere vorübergehend die Schmerzen durch Reizung von Schmerzzonen auf
der Haut. Manche sahen in ihr eine Suggestionstherapie oder sprachen von
Placebo-Effekt. Doch solche Erklärungsversuche sind unzureichend, denn
die Akupunktur zeigt auch bei Tieren Wirkung.
Wie
kann Akupunktur Beschwerden lindern?
Nach der chinesischen Lehre fließt die Lebensenergie Qi in
definierten Energiebahnen - den so genannten Meridianen - durch den
Körper. Auf den Meridianen befinden sich die Akupunkturpunkte, durch
deren Reizung man den Energiefluss regulieren kann: Ein Zuviel an
Energie wird gedämpft, ein Mangel behoben, Blockaden werden gelöst.
Ich reize mit der Akupunkturnadel genau den Punkt, der über Meridiane
mit der erkrankten oder schmerzenden Körperstelle verbunden ist. Dieser
Reiz löst Impulse aus, die wiederum über die Nervenfasern des
Rückenmarks weitergeleitet werden und deren elektrische Erregbarkeit
reduzieren oder sogar blockieren und damit das Schmerzempfinden
beeinflussen.
Je
nachdem, wie die Akupunkturnadeln nach dem Setzen stimuliert werden,
kann der Heilpraktiker auch die einzelnen Wirkweisen gezielt
beeinflussen.
Auf diese Weise wirken zwei Mechanismen parallel: Zum einen wird die
ursprüngliche Schmerzinformation an das Gehirn ganz oder teilweise
unterdrückt; zum anderen hat die Ausschüttung der körpereigenen Hormone
und Substanzen eine Schmerz lindernde, beruhigende und
immunstimulierende Funktion. Letzteres mag erklären, warum auch
Entzündungen, vegetative Störungen und Allergien (selbst Bronchospasmen
bei Asthma!) erfolgreich mit Akupunktur behandelt werden können - und
das ohne Nebenwirkungen.
Was geschieht bei einer
Akupunkturbehandlung?
Bei einer Akupunktursitzung liegt der Patient entspannt auf einer Liege.
Nach Erhebung der Krankengeschichte bestimmt der Heilpraktiker die
relevanten Akupunkturpunkte. Dort wird die Akupunkturnadel gesetzt und
gegebenenfalls zusätzlich stimuliert.
Der Einstich selbst ist bei professionellem Vorgehen - und bei
Verwendung steriler, qualitativ hochwertiger Einmalnadeln fast
schmerzfrei. Häufig ist er gefolgt von einem leichten Schwere-, Wärme-
oder Druckgefühl, in Einzelfällen auch einem leichten Gefühl der
"Elektrisierung". Nach einigen Minuten entspannt sich der Körper, Arme
und Beine fühlen sich schwerer an. Viele Patienten berichten über ein
"Gefühl des Fließens" im Körper - zunächst im Kopf und Brustkorb, dann
auch in den unteren Körperregionen -, das von einer Sitzung zur anderen
stärker empfunden wird. Diese Empfindungen interpretieren die Chinesen
als Ausdruck des Qi-Flusses.
Förderlich für den Therapieerfolg ist es, wenn der Patient tief und
ruhig atmet und "loslässt": Das versorgt den Körper mit mehr Sauerstoff
und löst Spannungen. Als Teil dieser Entspannung können Empfindungen wie
Zittern, Kribbeln, Kälte- oder Hitzegefühle, Schwindel auftreten
- manchmal auch Emotionen wie Traurigkeit, Wut oder Unruhe. Patienten
sollten diese Gedanken und Emotionen an sich "vorüber ziehen" lassen und
sich auf das "Wegfließen des Schmerzes" konzentrieren.
Akupunktursitzungen werden bei akuten Erkrankungen relativ häufig
durchgeführt (bis zu einmal täglich), bei chronischer Erkrankung meist
zweimal pro Woche (6 bis 10 Wochen lang). Eine Sitzung dauert zwischen
20 und 45 Minuten. In der Regel sind bei akuten Erkrankungen 3-6
Sitzungen, bei chronischen 12 - 20 Sitzungen erforderlich. Eine
Auffrischbehandlung kann erforderlich sein.